DIE DUNKLE SEITE DES MONDES –  das war doch der Titel eines Buches von Martin Suter… Nein hier geht es um die Raumfahrt:  DIE CHINESISCHE RAUMSONDE CHANG’E 4 IST ALS ERSTE AUF DER RÜCKSEITE DES MONDES GELANDET. Die Rückseite des Mondes gilt als die dunkle Seite des Mondes,  besser die stille Seite, die erdabgewandte Seite. Dort herrscht Funkstille!

Die Chinesen nennen ihre Mission Chang’e nach der Mondgöttin in ihrer Mythologie. Das klingt toll. Wir haben ja immer vom Mann im Mond gehört – ein bisschen plump und unbedeutend  –  und nun lehren uns die Chinesen, dass der Mann im Mond eine Mondgöttin ist, eine wundervolle, unsterbliche chinesische Schönheit.  Ja, ja, das haben sogar schon die Amerikaner im Jahre 1969 gewusst, als sie als erste auf dem Mond gelandet sind. Es gibt ein Funkgespräch kurz vor der Landung – aufgezeichnet bei Wikipedia – , in welchem die Crew der Apollo 11 aufgefordert wird, nach einem beautiful Chinese girl called Chang-O Ausschau zu halten!

Sommer 1969 . Die Welt hält den Atem an. Ich befinde mich in den Flitterwochen in Mürren vor dem Fernseher: Die Amerikaner haben den Wettlauf gewonnen und platzieren als erste ihre Fahne auf dem Mond. Es war DIE Sensation: „Unser Freund Amerika „war wieder einmal first und wir waren  dabei!

Und nun die Chinesen auf der dunklen Seite des Mondes , nicht gerade gelandet, aber doch wenigstens haben sie eine Sonde aufgesetzt. Die Schlagzeilen halten sich in Grenzen. Die Kommentare in den Zeitungen sind zwiespältig. Warum erwähne ich dies alles? Es ist wegen des Interviews im Tagi zu diesem Ereignis mit Jan Wörner, dem Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Ich zitiere die für mich wichtigen Stellen aus dem Interview:

Herr Wörner, ist die Landung auf dem Mond eine Sensation?

(… ) Die Chinesen haben Grosses geleistet. Respekt. Anerkennung. Gratulation.

Gibt es erneut einen Wettlauf?

Die Zeiten des „Race to Space“ sind vorbei. Mit den Chinesen haben wir zwar nicht an der jetzigen Chang’e Mission gearbeitet, aber an denen davor und danach. Mit den Amerikanern bauen wir die SLS Rakete und ein Lunar-Gateway, von dem aus Menschen oder Roboter den Mond erkunden können. Und mit den Russen entwickeln wir das Landegerät Lunar-Lander.

Also kein nationales Prestigedenken mehr?

Es stellt nicht mehr jeder wie früher seine Flagge auf. Die Chinesen haben uns über ihr Vorhaben immer informiert. Es gab keine Geheimnistuerei. Vielleicht kann die Raumfahrt auch Vorbild für das Zusammenleben auf der Erde sein. Denn im All haben wir etwas erreicht, was wir bei uns noch nicht geschafft haben.

Ja, dass die Mondlandung, die Raumfahrt, alles was Menschen im All und seiner Erforschung miteinander, teilen einst Vorbild für den Wandel auf Erden sein könnte, davon habe ich im Sommer 1969 noch nicht zu träumen gewagt. Ich bin mir sicher, dass die  Mondgöttin dabei mitgemischelt hat. Es heisst doch, dass das Zeitalter des Weiblichen angebrochen sei…

Isabel Metzler

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