An Silvester hält man – wenn es die Zeit zulässt –  Rückschau! Es ist Mittag und meine Familie kommt erst am Abend zum Raclette, die Stube ist aufgeräumt, der Kühlschrank voll. Keine notwendigen Geschäftigkeiten hindern mich und alle „wenn ich dann damit fertig bin Ausreden“ sind ausser Kraft gesetzt .

 Jetzt fange ich an: Ich betrachte das vergangene Jahr: Klimaveränderungen, Flüchtlingsströme, Umweltkatastrophen, ein verkorkstes Finanzsystem. Nein, das genügt mir nicht. Ich gehe weiter zurück. Genau 50 Jahre gehe ich zurück: Wir schreiben das Jahr 1968. Das Jahr der grossen Jugendunruhen. Eine Jugend, welche rebelliert, sich auflehnt gegen ein etabliertes Gesellschaftssystem. Flowerpower, lets go to San Francisco. Aufbruchstimmung. Die Hoffnungsträger einer neuen Gesellschaft rechnen mit ihren Vätern ab.

Was ist daraus geworden? Unsere heutige Welt ist das Werk genau dieser Generation. Alles hat sich noch viel mehr zugespitzt, als damals. Was hat diese Generation, zu der auch ich gehöre, veranlasst, eine Welt der Gier, des Profits , der Ausbeutung, der Gewinnmaximierung voranzutreiben?

Vielleicht ist es auch nicht richtig, dieser Generation alles in die Schuhe zu schieben. Auch diese Generation ist Teil eines evolutionären Prozesses. Sie hatte wohl damals die Aufgabe, so richtig das Maul aufzureissen, sich zu getrauen, das Establishment in Frage zu stellen. Aber sie ist den Verlockungen des Establishments im Zuge einer rasanten Entwicklung trotzdem auf den Leim gegangen. Ihre Ideale versanken in einem Rausch von Macht, Drogen, Gier, Machbarkeit…

Nein, ich bin keine Pessimistin. Ich betrachte die Welt als Visionärin. Ich  setze mich mit dem Weltgeschehen, Dank unterschiedlichster Informationsträger, auseinander. Und ich sehe, wie sich das Neue entfaltet. Wie überall auf der Welt aus Hoffnungssamen kleine Pflanzen entstehen. Wie Menschen aus ihrem Tiefschlaf erwachen und sich entschliessen zu handeln.

Morgen beginnt ein Neues Jahr. Ich freue mich darauf. „In jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, heisst es so schön. Das spürt man in dieser Nacht des Überganges ganz besonders. Die Freude auf das Neue lässt uns alle wachbleiben bis Mitternacht. Die Kinder freuen sich schon lange darauf! Die Freude auf das Neue hält uns am Leben.

 Ich bin gespannt darauf, wie sich Transition entwickeln wird, was alles möglich sein wird. Das Visionäre ist unser Motor. Die Zeit des Maulaufreissens ist vorbei, jetzt sind wir in der Zeit des Handelns angekommen.

Zum Abschluss möchte ich aus einem Essay von Felix Feistel aus „Entwurf für eine bessere Welt“ zitieren. Publiziert im Rubikon online Magazin am 27. Dezember 2018.

Im Kleinen müssen neue Strukturen aufgebaut werden, die sich dann langsam auf die oberen Ebenen ausdehnen. Auf diese Weise werden Fakten geschaffen, die weder die Politik noch die Wirtschaftslobby ignorieren kann. ….. Die neue Gesellschaft ist keine dogmatische Ideologie und kann mit anderen Ansätzen kombiniert und verbessert werden. Wichtig ist allein, dass eine ökologisch nachhaltige und bedingungslose Grundversorgung aller Menschen erreicht wird und dass alternative, tatsächlich demokratische Strukturen geschaffen werden, die das alte System ersetzen und auf den Grundwerten der Liebe, Ökologie und Mitmenschlichkeit fußen.

Felix Feistel, Jahrgang 1992, schreibt in vielfältiger Weise über die Idiotie dieser Welt und auch gegen diese an. In einer auf Zahlen und Daten reduzierten Welt, die ihm schon immer fremd war, sucht er nach Menschlichkeit und der Bedeutung des Lebens. Er versucht, seine Kräfte und Talente für die Gestaltung einer lebenswerten Welt einzusetzen, indem er sich gegen Ungerechtigkeit und Zerstörung wendet. Trotz des überall grassierenden Wahnsinns ist er nicht bereit, den Glauben an das Gute im Menschen und sein Potenzial, den Planeten in ein Paradies zu verwandeln, aufzugeben. 

Transition ist eine Bewegung die von einer jungen Generation ausgeht. Ich bin überzeugt, dass  diese Generation, angesichts der drohenden Katastrophen, bessere Startbedingungen hat  und die Zeit jetzt reif ist, das Steuer herumzureissen.

Isabel Metzler

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