„Wer ist Greta?“, fragt meine 9-jährige Enkelin. Die NZZ am Sonntag liegt auf dem Tisch, auf der Titelseite, riesig gross, ein Bild von Greta Thunberg, mit ihren beiden Pippi-Langstrumpf- Zöpfen, ernst wie immer.

Ich setze zu meiner Rede an:  „Greta ist ein 16-jähriges Mädchen aus Schweden. Sie ist zum WEF nach Davos gereist.  Am WEF versammeln sich die mächtigsten Männer und Frauen dieser Welt…“

 Die Ältere fragt: „Trump?““Nein“, sage ich „das heisst, er wollte kommen, aber er hat sich abgemeldet, weil bei ihm zu Hause einiges schief läuft.“  Sie nickt verständnisvoll.

„Also die mächtigsten Männer und Frauen , ohne Trump sind in Davos.“ Ich halte inne und denke:  Frauen? Ich  korrigiere mich:   „Die mächtigsten Männer und vielleicht auch ein paar Frauen,  und sie diskutieren über das, was auf unserer Welt geschehen soll. Greta möchte ihnen ins Gewissen reden und sagen:“Tut endlich etwas für unsere Umwelt“.

„Was denkt ihr, wie ist sie angereist?“ frage ich. Meine 7-jährige Enkelin voller Freude:“Mit dem Heli“. (In den vergangenen Tagen sind unzählige Hubschrauber über unsere Köpfe geflogen) Nein. Mit dem Flugzeug,? Nein. Mit dem Auto. Nein.  Die Mädchen schauen mich ratlos an.

„Mit dem Zug und Bus ist sie mit ihrem Vater angereist. 30 Stunden waren sie unterwegs. Sie war recht müde und die Journalisten haben sie belagert, sie wollten ihr viele Fragen stellen“.

Ich zeige ihnen die Doppelseite in der NZZ, in welcher über Greta und ihren Einsatz fürs Klima erzählt wird. „Stellt euch vor, sie hat die Schule geschwänzt  und hat sich vor das Regierungsgebäude gesetzt mit einem grossen selbst gebastelten Plakat RETTET UNSER KLIMA. Viele Schüler auf der ganzen Welt sind ihrem Beispiel gefolgt und haben immer an einem Freitag gestreikt und den Erwachsenen gesagt: Ihr müsst etwas tun. Unserer Umwelt geht es nicht gut. FRIDAY FOR FUTURE.“

 In der 3. Klasse haben sie Englisch, die Wochentage kennt, die Ältere,  das Wort future erkläre ich.

DER GRETA EFFEKT , so lautet die grosse Schlagzeile über der aufgeschlagenen Doppelseite der NZZ am Sonntag auf unserem Tisch .  In der Zwischenzeit hat die Jüngere das Wort E-F-F-E-K-T buchstabiert. „Was heisst das“ ?

 Ich bin wieder gefordert. Effekt heisst: Was ist daraus geworden? Was hat es ausgelöst? Der Greta Effekt heisst: „Wer hat Greta zugehört und gehandelt? Nehmen die Mächtigen die Botschaft ernst und werden handeln,  Gesetze erlassen, welche unsere Umwelt schützen?

Für die Mädchen wird es kompliziert, vorerst ist das Thema vom Tisch, doch es wurden Samen gelegt, da bin ich mir sicher.

Für mich jedoch geht das Thema weiter. Ich habe über Greta im Internet recherchiert. Über das Klima wird diskutiert und die grosse Gretchenfrage, ob das CO2 dafür verantwortlich ist. Ich lasse es offen. Aber, dass unsere Umwelt – die Natur, die Luft, das Wasser – dringend unsere Hilfe braucht, ist unbestritten und höchstes Gebot der Stunde. Und die Tatsache, dass ein 16-jähriges Mädchen mit Asperger Syndrom so viel bewirken kann, ist einfach unglaublich. Keiner kann mir da noch kommen und sagen: Was kann ich schon tun…

Nachtrag: Eine Woche später haben wir Besuch. Unsere Freunde kommen direkt von ihrer ersten Demo in Zürich und sind begeistert: 10 000 Demonstranten, Alt und Jung, friedlich beisammen. Vereint unter dem grossen Thema: Rettet unsere Umwelt, tut endlich etwas, Politiker wacht auf: der Greta Effekt.

Isabel Metzler

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